Archive for the ‘Kritisches’ Category

Teilzeitmisanthrop

Jan
11

Im fahlen Licht des langen Ganges,

Uschi Dreiucker Pixelio

Der die Straße des Kommerz,
Entzieh ich mich des städtschen Klanges,
Hör dazu Musik mit Herz.

Ein Milchkaffee, ein Block und Licht,
Ein Füller und ein Leben,
Mehr habe und mehr brauch ich nicht,
Es reicht um was zu geben.

Draußen ist es grau und kalt,
Es nieselt leicht, es ist April,
Doch auch bei grauer Ungestalt,
Steht das Leben niemals still.

Die Wiese um den Dom herum,
Sie blüht in gelb und violett,
Die Vögel bleiben auch nicht stumm,
Und grüßen beim Passieren nett.

Dazu das Mittagsspiel der Glocken,
Lange von mir unerhört,
Letztes mal in weißen Flocken,
Doch auch dies hat nicht gestört.

So sitz ich nun im Einkaufsgang,
Der Kaffee auf dem Tisch wird knapp,
Um mich herum der Menschen Klang,
Das Licht macht müde, gar recht schlapp.

Menschen laufen links und rechts,
Ohne Rast, und schnellen Laufes,
Meist am Bilde des Geschlechts,
Ahnt man, was war Teil des Kaufes.

Kids, die gröhlend sich bekriegen,
Mit den Knarren in den Klauen,
Wie soll nur der Frieden siegen,
Wenn wir Spielzeugwaffen bauen?

Pubertäre Hopperfreaks,
Das Beingewand am Knie,
Als Ergebnis welchen Kriegs,
Verdienten wir uns die?

Feine Herren, sicher reich,
Oder stark darum bemüht,
Versunken im Systementeich,
Und für die heile Welt verglüht.

Alte, nette Oma-Damen,
Die sind meistens ziemlich echt,
Kaufen Schmalz und Blumensamen,
Bei Verwechslung schmeckt es schlecht.

Junge Barbiepuppenfrauen,
Brandopfer für teures Geld,
Die auf ihren Handys kauen,
Sagt, wer hat uns die bestellt?

Oder diese seltsam Wesen,
Die, mit Block und Stift dabei,
Bei einem Kaffee Kafka lesen,
Tun grad so als wärn sie frei!

Kafka durch und Kaffee leer,
Ich lege Block und Stift zur Seite,
Und verschwinde dann im Heer,
Menschenreicher leerer Weite.

Endzeit

Jan
11

Rot wie Blut trennt sich das Blatt,
Vom Baume, der es hielt.
Der alte Schein wird kalt und matt,
Weil Tod ihm Leben stiehlt.

Vergänglichkeit in Ewigkeit,
Die Kälte zieht heran,
Zerreißt des Sommers Rosenkleid,
Und setzt die Klinge an.

Wenn Leben dann zu Grunde fiel,
Fällt Schnee auf Kreuz und Grab,
Bedeckt das triste Totenspiel,
Entfernt, ein kalter Trab.

Ein Tier aus Knochen, Eis und Feuer,
Eilt heran, die Seel zu führen,
Edel, nicht ein Ungeheuer,
So soll ihm Respekt gebühren.

Sattle auf, befreite Seele,
Nimm ihn an, den letzten Ritte,
Mit der Sense an der Kehle,
Braucht es keine zweite Bitte.

Schwarze Rose

Jan
11

Ungezählte Menschenmassen,
Individuell gruppiert,
Die sie ihre Nächsten hassen,
Stets von Angst kontaminiert.

Eine übervolle Welt,
Aus leeren Phrasen und Klischee,
Die sich chronisch selbst entstellt,
Betäubt, so tut es nicht mehr weh.

Das System, es funktioniert,
Der Mensch wird unterhalten,
Weil er nicht mehr danach giert,
Sich selber zu entfalten.

Märchen sterben ihren Tod,
Weil die Wunder Standard werden.
Keiner sieht das Abendrot,
Weil das dazugehört auf Erden.

Auch Romantik stirbt mit Schmerzen,
Sie zu Egoismus gährt,
Man gibt nur soviel ab vom Herzen,
Wie es sich durch Lohn bewährt.

Es braucht schon einen Feiertag,
Weil der Mensch es sonst vergisst,
Dass er, glaubt er, Schatzi mag,
Einmal im Jahr. Sonst nie vermisst.

Krieg mit tausend roten Rosen,
Den man dann gern „Liebe“ nennt.
Fallen erstmal Hemd und Hosen,
Stirbt Romantik, sie verbrennt.

Reich der Oberflächlichkeiten,
Niemals werd ich dir mich schenken!
Will zu allen Lebenszeiten,
Stets an meine Liebe denken!

Nicht tausend rote Rosen schenken,
Sondern eine, die was sagt!
Jeden Tag an sie zu denken,
Schwarze Rose, die ich mag!